Das Outing als Verschwörungsideolog*in hat zu COVID-19 Hochkonjunktur: Michael Wendler ist dem Team beigetreten, Ken Jebsen und Xavier Naidoo bilden schon lange die Doppelspitze, Nena und Detlef Soost haben bereits getestet, ob ihnen die Trikotfarbe steht. Weniger Beachtung aufgrund der vermeintlich seriösen und im deutschesten Sinne unauffälligen Attitüde fand bisher Friedrich Merz, CDU Spitze und möglicherweise bald Kanzlerkandidat. So witterte er nicht unlängst eine Verschwörung innerhalb der CDU gegen ihn, da aufgrund der Coronamaßnahmen der jüngste Parteitag verschoben werden musste… wie bei vielen anderen Parteien auch. All das liefe aber in diesem Fall unter dem Label “Merz verhindern” und sei eine Inszenierung des “Establishments in Berlin”.

Ob das Strategie ist oder da die Gefühle eines gekränkten Lobbyisten zum Ausdruck kommen, bleibt offen. Aber Merz feuert weiter gegen die Maßnahmen: “Es geht den Staat nichts an, wie ich Weihnachten feiere” verkündete er dem Tagesspiegel und verlangte außerdem, dass man im November schon wissen könne, wie es Weihnachten mit den Infektionszahlen aussehe. Dass dem nicht so ist, ist angesichts der bisher vorliegenden Fakten zum Krankheitsverlauf von COVID-19 wahrscheinlich auch ihm klar. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um das Anbiedern bei den Gegner*innen der Maßnahmen handelt sowie bei denen, die Unmut äußern, angesichts eines möglicherweise ausfallenden Weihnachtsfestes – wenn auch ansonsten nichts mehr geht: Weihnachten muss in der aufgeklärten Gesellschaft im säkularen deutschen Staat gefeiert werden. Merz rechnet bei all dem mit dem Rückhalt derer, die sich für vernünftig halten, für die es aber bei Einschränkungen an Weihnachten aufhört, und die zwar Corona nicht leugnen würden, die aber genervt sind von der Maskenpflicht, weil sie trotz Corona auch mal richtig feiern wollen, wie zum Beispiel zu tausenden ohne Maske und Abstand im August auf der Friedrich-Ebert-Straße in Kassel mit dem Segen der Stadtregierung. Und zugleich spielt Merz den Verschwörungsideolog*innen, mit denen er immer wieder kokettiert, in die Hände – sicher in dem Wissen, dass zwischen Unmut und Brandstiftung in Deutschland oft nur der Stammtisch liegt. Aber es wäre für Merz, der durchaus Chancen auf das Kanzleramt hat, auch nichts neues, gemeinsame Sache mit Brandstiftern zu machen:

“Obwohl, wir sind abends immer an der „Schumann-Klause“ mit erhobener Faust vorbeigezogen, dem Treff der Bonner Linken, und haben schon überlegt, dass wir da mal reinmarschieren und einen kleinen Bürgerkrieg mit denen anzetteln […]. Die Kneipe existiert heute nicht mehr, nachdem ein paar Freunde von mir – ich schwöre, ich war nicht dabei – einen Müllcontainer durch die Fensterscheibe geschmissen und das Lokal in Schutt und Asche gelegt hatten. Ich fand das zu der Zeit eine politische Großtat, die haben wir tagelang gefeiert.”

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