Erschreckend an der Coronakrise ist nicht nur die stetig steigende Zahl der Todesfälle. Erschreckend sind auch die Angebote von Wirtschaftsliberalen, die zur Bewältigung der Krise gemacht werden. Im Wesentlichen beschränken sich diese auf die Beantwortung der Frage, wie der Laden am Laufen gehalten werden soll – auf grundsätzliche Reformen z.B. des Gesundheitswesens kommen diejenigen, die es zuvor kaputt privatisiert haben, lieber nicht zu sprechen. Und so gibt es wirtschaftsliberale Politiker*innen und Ökonom*innen, die mit der Idee liebäugeln, private Sicherheitsfirmen für die Durchsetzung der Maßnahmen gegen Corona mit den Kompetenzen des Ordnungsamtes/ der Stadtpolizei auszustatten. Das hieße, die Privatisierung staatlicher Aufgabenbereiche weiter voranzutreiben und die öffentliche Sicherheit an Unternehmen zu übergeben, die als solche notwendig profitorientiert handeln und deren Branche durch die Beschäftigung Rechtsradikaler immer wieder für Aufsehen sorgte. Andere sind sich sicher, dass die Menschen irgendwann schon eine natürliche Immunität gegen Corona entwickeln und die meisten Maßnahmen überflüssig sind, allen voran diejenigen die wirtschaftliche Folgen haben; sozialdarwinistisch geht man davon aus, dass die, die sterben, eben die Schwachen sind, die es im Zweifel auf dem Arbeitsmarkt ohnehin nicht geschafft hätten. Scheinbar fernab solcher Menschenfeindlichkeit reden die Freunde der harten Maßnahmen unter den Wirtschaftsliberalen davon, dass es natürlich auch gelte, Leben zu retten, um dann im Nachsatz anzumerken, dass dies freilich im Interesse der wirtschaftlichen Stabilität geschehen muss. Was für ein Leben einem durch diese Rettung weiterzuführen bleibt, haben diejenigen, die sich um selbiges so sehr sorgen, sicher bereits vor Augen, wenn sie die Worte „wirtschaftliche Stabilität“ in den Mund nehmen: ein solches nämlich, in dem der Erlös gesammelter Pfandflaschen, der in vielen Fällen helfen soll, trotz Hartz4 nicht auf der Straße zu landen, gegenüber der Agentur für Arbeit als Einnahmen aus selbstständiger Arbeit angegeben werden muss.
Ähnliche Beiträge
Statement zur OB-Wahl am 12.03.2023 in Kassel
Am 12.03. wird in Kassel das Amt des OB zur Wahl gestellt. Wir möchten dies zum Anlass für einen kurzen Kommentar nehmen. Seit 2017 bekleidet Christian Geselle (bis vor Kurzem noch SPD) dieses Amt. Geselle…
Erinnerungsabwehr ist ein Volkssport im Land der Nachfahren
In der aktuellen Ausgabe des ‚StadtZeit Kassel Magazin‘ (Nr. 105) findet sich der skurrile Versuch des Kasseler Kunsthistorikers und documenta-Biographen Harald Kimpel, die Aufarbeitung der NS-Geschichte zu einer Verschwörung umzudeuten. Anlass seines Artikels ist die…
08. Mai 1945 – 2022
Der ‘Tag der Befreiung’ ist der internationale Gedenktag anlässlich der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und damit des Sieges der Alliierten über Nazideutschland am 08. Mai 1945. An diesem Tag endete der zweite Weltkrieg in Europa…
Friedrich und die Brandstifter*innen
Das Outing als Verschwörungsideolog*in hat zu COVID-19 Hochkonjunktur: Michael Wendler ist dem Team beigetreten, Ken Jebsen und Xavier Naidoo bilden schon lange die Doppelspitze, Nena und Detlef Soost haben bereits getestet, ob ihnen die Trikotfarbe…
27.01.2023
Heute am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik fielen Juden und Jüdinnen, Sinti*zze und Rom*nja, Homosexuelle und queere Menschen,…
76. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz
Heute vor 76 Jahren wurde das nationalsozialistische Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit.